Ich und Mörike
Da sitze ich am Fuß des Rotenbergs auf einer Rundbank.
Unter dem Blätterdach einer Linde, rings um mich Fallobst und die letzten Falter
auf den verblühenden Astern.
Blaue Stunde im goldenen Oktober, angenehm warm ist es auch.
Und ich gucke so herum.
Höre noch Vögel singen, die krächzende Stimme eines Eichelhähers
in der Nähe.
Und gucke wieder in die Ferne, wo die Sonne kurze Momente hinter Wolken über den Weinbergen
verschwindet, wo Nebel und Rauch aus den Schornsteinen am Neckar
sich vermischen, wo man die Dunkelheit ahnt und die baldige Lampion – und Fackelzeit.
Und da denke ich an den Eduard Mörike, denn das drängt sich ja auf.
Ich denke also:
Wenn der zum Beispiel, wie ich jetzt,
auf einer Bank saß oder herumspazierte,
was der sich dann ausgedacht hat.
Und dann denke ich auch ein bisschen
und gucke wieder herum, blinzele in die letzten Sonnenstrahlen,
atme tief durch, strecke mal meine Beine aus…..
Renate Rave-Schneider, 12.10.2017