Mein Sohn,
da bist Du mit deinem ungeschnürten Rucksack,
je nach Anlass mit anderen Materialien gefüllt.
Jedenfalls fast immer mit Flyern, Fotobüchern und CDs,
da bist Du mit dem inzwischen langsamen,
leicht schlurfenden Gang in den orthopädischen Schuhen.
Da bist Du mit den vielen Schubladen in deinem Gehirn
und dem erstaunlichen Gedächtnis eines grauen Rüsseltieres,
da bist Du mit dem schlecht sitzenden Mund-Nasen-Schutz,
der dein immer noch strahlendes Lächeln verbirgt und
mit der Aufforderung mich nächstes Mal allein treffen zu wollen.
In der Holzofenbäckerei? Ja, in der Holzofenbäckerei.
Das klingt so warm, so romantisch und handelt sich doch um ein
puristisches Gebäude am Industriepark.
Aber etwas Zimt-Gebäck und einen Kakao werden wir geniessen können
und wir werden über unser gemeinsames Schreib-Projekt sprechen.
Vergiss den Rucksack nicht!.
Ach, das brauche ich Dir eh nicht zu sagen, mein Sohn.
Du sorgst für dich, für mich, ich muss mir keine Sorgen machen.
Deine Mutter Renate
Renate Rave-Schneider,
13.07.2020….
6 Gedanken zu „Nenn ich es „Gedicht?“/ Ein neuer Song für meinen Sohn….“
Renate, das sind so wunderbare Zeilen.
Genauso habe ich DEINEN SOHN am Sonntag erlebt….Und er liegt mir einfach am Herzen…..
Bernhild
Was für ein schöner Text! Da ist Musik drin, da ist Gefühl drin, da schimmert Beziehung durch – Zeilen, die etwas bedeuten. Gefällt mir sehr gut!
Liebe Renate, Dein Text über Deinen Sohn Helge gefällt mir sehr. Auch ich habe ja einen besonderen Sohn, durch den ich viel lernen konnte, u.a. über ihn zu schreiben. Dein Helge-Song ist der Beweis, wie eine liebende Mutter, die Autorin ist, es mit wenigen Sätzen schafft, ein Porträt zu malen, das einem die beschriebene Person bildlich vor Augen führt, mit seinen erstaunlichen Fähigkeiten, mit seinen liebenswertenn Zügen, seinen durch die Beeinträchtigung typischen Eigenheiten, die schon wieder liebenswert sind.
Toller Text, Renate, Du inspirierst mich.
Nach drei Kommentaren zu meinem Helge-Song bin ich nun gleichfalls inspiriert, weiter zu machen und auch mal andere Personen-Porträts einzustreuen.
Das werde ich auch in der literarischen Biographie, an der ich ab Spätherbst weiterarbeite, wieder tun. Aber ich will erst noch erzählen, wer mich auf dem Autoren-Wege inspiriert hat: DAs war einmal Truman Capote mit seinen herrlichen Skizzen über Humphrey Bogart, Marilyn Monroe und Satchmo, aber es war auch Margeruite Duras mit dem chinesischen Liebhaber und Leonard Cohen mit Suzanne. Den Helge-Text werde ich aufsprechen und mit Musik unterlegen.
Danke für Eure „Blumen“ Andrea, Bernhild und Do.
Liebe Renate, vielen Dank für diese Zeilen. Du und auch dein Sohn, ihr seid ganz besondere Menschen, die viel mehr geben, als nehmen. Auch ich hatte eine Tochter, die mein Leben um so vieles bereicherte. Durch sie lernte ich Demut, ihre Stärke machte mich stark, ihr Wille war grenzenlos.
Liebe Renate, zu unserem gemeinsamen Thema der besonderen Söhne fand die Aufnahme zu einer am 24.8.auf Radio Antenne Münster ausgestrahlten Radio-Sendung „Poetry Rave“, produziert im Medienforum Münster , jetzt statt. Sie hat dank Deiner Routine und lockeren Art zu einem guten Ergebnis geführt. Das Menue unserer Themen ergab eine interessante Mischung, ergänzt von toller von Dir ausgesuchter Musik. Für mich war es eine Chance, in der Heimatstadt Münster von meinem Leben zu erzählen. In meinem Beitrag ging es einleitend um den schwierigen Start als „besondere Mutter“, der bewirkte, dass ich mich intensiv mit der Frage, was Sprache ist, beschäftigte. Ich bin Dir, Renate, dankbar, dass Du dazu relavierend geschildert hast, wie positiv Du aktuell meinen Sohn als Erwachsenen erlebt hast. Er hat tatsächlich trotz seiner Einschränkungen soviel geschafft, dass ich sehr stolz auf ihn bin. Also Danke, Renate, für alles. Do