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Ausschnitt aus der Trilogie „Die Geister vom Mummelsee!“

Veröffentlicht

Eine Trilogie über die Geister vom See von Eduard Mörike

( Ein Ausschnitt)

 

Erstes Bild:  Mein Besuch am Karfreitag Vormittag 2019 am Mummelsee im

Hochschwarzwald

 

Nun bin ich dort, wo ich seit fast vier Jahren einmal hin wollte:

Auf dem 1000 m hohen Plateau unterhalb der Hornisgrinde im Hochschwarzwald

am Ufer des kleinen, sagen –umrankten Mummelsees.

Nachdem das Fahrzeug der Cousine auf einem der letzten freien Plätze eingeparkt ist, staune ich über die Betriebsamkeit hier:  Autos, Drikes und Motorrad-Schlitten kann man in der

Sonne glänzen sehen, am Kiosk vor dem Berghotel herrscht geschäftiges Treiben und auf

der Terrasse an den Biergarten-Tischen sitzen schon zahlreiche Biker, Touristen, Wanderer

vor ihren Bierhumpen , sogar vor Fleischkäse und Wurst-Gerichten, als gäbe es nichts

Wichtigeres als jetzt am späten Vormittag den Magen zu füllen.

 

Ich wollte hierhin ,seitdem ein Lied in mir  die Sehnsucht und das brennende Verlangen auslöste, den magischen See näher kennenzulernen.  Doch wird mir dies gelingen?

 

Zweites Bild:

Ein Hamburger Musiker produziert in seinem Studio die CD „Wilder Wassermann“,womit er allen am mythischen Stoff Interessierten ein besonderes Geschenk macht; die Umsetzung „Der Geister vom See“ in ein Lied in Moll erregt mein besonderes Interesse und bringt mir Mörike näher.Der stilleBeobachter sieht in diesem Gedicht, wie diverse

 Geister den toten König der Zauberer hinaus aufs Wasser tragen, um dann auf einer lebenden Treppe tief hinab ins nasse Element zu steigen.

Heutzutage kennt man derartige Szenen aus Fantasy-Stories, die man oft einfach konsumiert. Doch in früheren Zeiten hatte man vor solchen

Geistern den allerhöchsten Respekt und achtete sehr darauf, es sich nicht mit ihnen zu verderben.

 

 

 

 

 

Das  Gedicht „Die Geister vom See“ von Eduard Mörike wurde am 3. Mail bei der Mülheimer

Lesebühne, auf meinen Wunsch hin vorgetragen von Sybille Lengauer , Autorin u.Literatur-Kollegin

 

 

Eduard Mörike 1804-1875

 

 

 

 

 

 

 

Drittes Bild:

 

Mörikes Wanderung über die Schwäbische Alb zum Mummelsee und seine Erlebnisse dort 1829……

 

Der Mörike, das war so ein Märchen-Erzähler und Geister-Beschwörer von Kindesbeinen an. In Blatt- und Buschwerk sah er manchmal Zeichen, sogar Wundmale, die Wolken am Himmel wurden ihm auf Spaziergängen oft zu Flügeln.

Während seiner (ungeliebten) Vikar-Zeit als junger Mann  Anfang 20 entschloss er sich eines schönen Frühsommertages, als die Kastanien weiß und rosa zu blühen begannen, von Stuttgart aus über die schwäbische Alb zu einem geheimnisvollen See, dem Mummelsee im Schwarzwald zu wandern, um den sich bereits damals die ein oder andere Sage rankte.

Dieser Romantiker, der mit einer Brise des Spielerischen recht gut in der Biedermeier-Zeit leben konnte, feierte gerne weinselig mit Freunden. Ebenso gerne ging er auf Wanderschaft, lag im hohen Gras und notierte seine fabelhaften Einfälle von Kobolden, Elfen und Göttern, ebenso skizzierte er Schiffer- und Nixen-Märchen.

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Nachdem Mörike Tannenzapfen verschiedener Form und Größe befühlt und eingesteckt hatte,

kam er zu einer kleinen Lichtung. Am Rande dieser, durch Farne etwas verdeckt, sah er einen großen, leuchtenden  Pilz .Er bückte sich, brach ihn und pries ,vor sich hin murmelnd, die prächtige hochrote Farbe des Schirms,

die zarten, weißen Lamellen an der Unter- Seite. Bevor es ihn

weiter zog, bröckelte er ein winziges Stückchen ab , steckte es in den Mund und zerkaute es. Sogleich war es ihm, als hörte  er Waiblingers Stimme: „Oh weh!“ zischelte es,

„Oh weh!“

An den  weitern Verlauf der Wanderung an diesem Tag konnte er sich später nicht mehr erinnern. Auf  einmal sank er nieder, legte sich sogar erst auf einen Ameisenhaufen, dann wälzte er sich hin und her, um schließlich auf einem Mooskissen für wenige Stunden Ruhe zu finden. Bunte Traum- und Trugbilder von Nymphen ,Faunen und dergleichen mehr

wirbelten durch seinen Kopf.

Waiblingers  Antlitz  war dicht über ihm, flüsternd: „Es  gibt Dinge, da zwischen Himmel und Erde,

zu Wasser und Lande, Dinge gibt`s!“,  Dann schlief er stöhnend ein, nachdem eine Geliebte ihm  im weißen Gewand erschienen war und ihn zärtlich mit Laub zugedeckt hatte.

 

Ziemlich erschöpft erreichte Mörike endlich am Tag drauf den Mummelsee .E s war früher Abend, der Himmel war grau-schwarz bewölkt. Keine Menschen-Seele außer ihm war zu sehen. Plötzlich setzte ein starker Platzregen ein, Windböen kamen auf, trieben Geäst und ganze grüne Baum Zweige aufs Wasser. Im letzten Moment vor dem Donner-Grollen, vor dem Zucken der Blitze fand Mörike einen Unterstand.

Er kauerte sich nieder, trank von seinem Wein, biss in den Käse-Rest, dann schaute er fasziniert und wiederwillig zugleich auf das Wetter-Treiben am See. Auf einmal bekamen die Baumstümpfe Gesichter, die Baum-Zweige auf dem Wasser wurden zu einer grünen Treppe, das Spiel von Licht und Schatten auf den Bäumen ließ Gestalten sichtbar werden, die zum Wasser zogen. Noch lange nach dem Donner-Grollen ächzten die Äste der alten

Bäume derart, als wären es menschliche Stimmen, Tierlaute wie Kuckucks-Rufe und das wehklagende Heulen eines Wolfs glaubte er zu hören. Und ein Feuer, was auf der anderen Uferseite vor einer Hütte entfacht wurde, deutete der vollkommen übermüdete Mörike als Rauchopfer für den König und Zauberer der Elfen.

(Dieser Auszug aus einem längeren Prosa-Text ist selbstredend stark gekürzt, der Text in ganzer Länge kann jedoch per E-Mail bei mir bestellt werden.

 

Renate Rave-Schneider,18 . Mai 2019

 

 

 

 

2 Gedanken zu „Ausschnitt aus der Trilogie „Die Geister vom Mummelsee!“

  1. Ich hatte Gelegenheit, deinen Text in der Gesamtheit zu lesen. Eine Trilogie, die es in sich hat. Brilliant formuliert!
    So, wie man es von dir nicht anders kennt!

  2. Liebe Renate!

    Hier ist nun – wie versprochen –
    mein Text zu deinem Blog.
    Gefühlt, da waren es ja Wochen,
    mein Alltag geht am Stock!

    Hab Dank für Mummelsee und Dichter,
    für Mörike so wunderschön!
    Die besten lyrischen Gesichter,
    die hat er selbst wohl oft geseh’n!

    Dein Werk hier macht ihm alle Ehre,
    da komm ich euch nicht in die Quere
    mit meinem Rumgereime 🙂
    Schick Grüße nur aus meinem Heime
    und freue mich von dir zu lesen
    Geschichten, Lyrik oder Thesen 🙂

    Deine Freundin Julia

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