HERZ IN FLAMMEN
Inmitten von Fremden in gotischer Pracht
verbrachte ich einst die Osternacht.
Mitten im Herzen berührt mich Paris,
seine Schönheit,
die Seine,
son esprit.
So traf die Erinnerung brennender Schmerz
durch Fernsehbilder mitten ins Herz.
Die lodernden Flammen von Notre Dame
verwunden Paris,
seine Seele,
son âme.
Mahnend erhebt sich der stolze Bau
und trägt sein verbranntes Dach zur Schau.
Mitten im Herzen der Stadt ein Skelett,
schwarz,
verrußt,
überhaupt nicht adrett.
Wir bauen Großes,
wir reißen es ein.
Mensch fühlt sich mächtig
und ist doch so klein.
Andrea Timm
3 Gedanken zu „Neuer Blog: Städte in Porträts, den Auftakt macht ein „Paris“-Gedicht von Andrea Timm“
Wie freut es mich doch, mein Paris-Gedicht hier zu lesen, auch wenn es mich immer wieder traurig stimmt. Ich hatte es damals nicht weit bis zu einer der vielen Seine-Brücken, von der ich die wunderschöne Rückseite der Notre Dame so oft fast schon verliebt betrachtet habe. Die Flammen machen meine Erinnerungen daran noch kostbarer.
Paris, Amsterdam, Bergamo, und so weiter und so fort, so habe ich es mir vorgestellt, Städte-Porträts oder Spot-artige Ausschnitte aus Städten der Welt. Auf das Paris-Gedicht möchte ich die „AMSTERDAMIMPRESSIONen“ von Andi Substanz folgen lassen, auf Gebäude, menschliche Begegnungen, Alltagskunst, entnommen aus seinem von mir im April besprochenen Buch“Lyrikkeller“. Hier sind sie:
Amsterdamimpressionen
Jetzt gerade ist es Wirklichkeit.
Ich sitze mit meiner Liebsten in einem Boot
auf einer Grachtenfahrt.
In einiger Zeit
wird es nur Erinnerung sein,
aber jetzt kann ich mich
ganz hineinstürzen
in dieses romantische Erlebnis.
……
Der Aschenbecher am Bahnhof,
vielmehr der Mülleimer,
der einfach umfunktioniert wurde.
Mit tausend Sprenkeln von Zigaretten,
die an ihm ausgedrückt wurden.
Das kleine dreijährige Mädchen,
das über den Bahnsteig spaziert
an der Hand ihres Vaters.
Auf dem kleinen gelben Kleid
steht in grüner Schrift „Warrior“.
Andi Substanz
Als die Notre Dame brannte, ahnte noch keiner von uns, dass ein Weltbrand ganz anderer Art , ausgelöst durch das Covid-19-Virus toben würde. Sehr schön hast Du, Andrea , das Schicksal der großen Kathedrale der Weltstadt an der seine, deine Gedanken zum Brand und Wiederaufbau in einer vierstrophiges Gedicht fliessen lassen. Chapeau!
Und Anklänge an „Die Brücke am Tay“ von Theodor Fontane lassen sich auch finden: Mag ein Bauwerk auch noch so stabil wirken, so ist es doch fragil vor den Naturgewalten als auch Feuersbrunst!