Schneeregen näßt uns , der Wind bläht die Mäntel auf.
Mühsame Schritte vom Geländewagen mit Kartons
voller Zeug, Nässe brennt in den Augen,
verschwommen sehe ich die weihnachtliche Beleuchtung
im Pförtener-Haus der Deponie-Zentrale.
In den Papiercontainer einer Mülldeponie
im Vorort einer norddeutschen Großstadt
wandern die „Keller-Geister“ eines maroden Sommerhauses:
Uralte Weinkartons, fast schon wieder zu Holz geworden,
hundert an der Zahl, unsere Verwandten müssen gut gelebt haben,
Wein aus erlesenen Anbaugebieten, ich erinnere mich an Rehrücken
damals, an Rinderzunge mit Pommes parisienne.
Playboy-Ausgaben , die 50 Jahre auf dem Buckel haben und
Illustrierte des kleinen Tierfreundes. Alles riecht muffig und
fühlt sich klamm an, manches riecht holzig und man könnte ein
Parfüm draus machen.
Die „Welt der Literatur“ ist aus dem Jahre 1970 dabei
und noch im Fallen in den Schacht des
Containers brennt sich mir ein bemerkenswertes Gesicht ein:
Jan Cremer, Foto: Wilm von der Linden,
die Besprechung seines Buches“made in USA“ mit einer Serie erotischer Reiseberichte.
Da ist keine Forke, keine Gabel, um das wieder ans Licht zu befördern,
also heißt es : „PAPER IN FIRE!“
Was bleibt ist Kopfkino.
Renate Rave-Schneider